MUSIK AUS DEM NIEMANDSLAND

Skizze der Montagsgespräche 2010
Wird immerwieder aktualisiert!

Jeden 2. und 4. Montag im Monat
Carl Orff Auditorium / Musiklabor / Luisenstr. 37a

Veranstaltung der Echtzeithalle in Zusammenarbeit mit der Hochschule für Musik und
Theater München. Gefördert vom Deutschen Musikrat und dem Kulturreferat der LH München.

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Sonja Hafenmayer

1.
8. Febr. 2010
Diagramme
Sonja Hafenmayer - Handlungen und Dieter Trüstedt - Live-Computermusik
2.
22. Febr. 2010
Faltungen
Wilfried Krüger (Horn), Dieter Trüstedt (Computer, Live Electronic)
3.
8. März 2010
Hören und Sehen
Elmar Guantes (Kontrabass), Hans Wolf (Klavier),
Dieter Trüstedt (Computergrafik)
4.
22. März 2010
Chaosfarbklavier
Hans Wolf - Klavier und Autorenensemble
5.
12. Apr. 2010
Koordinatenmusik und Graphen
Autorenensemble: Dieter Trüstedt (Computer als Konzept), Wilfried Krüger (Horn), Hans Wolf (Klavier)
6.
26. Apr. 2010
Fibonacci-Rhythmen
Sonja Hafenmayer (moderner Tanz), Dieter Trüstedt (Computermusik und Farblandschaften)
7.
3. Mai 2010
Farbrand - Zugang & Abgrenzung
Roger Kausch - mit musikalischen Wahrnehmungshilfen
8.
17. Mai 2010
Symmetrie, Ornament, Musik
Volkmar Müller (Materialmusik, Elektronik)
9.
14. Juni 2010
protein shapes
Jutta Köhler (Theoret. Chemie Texte, Video) und Crew (Stimme und Klavier)
10.
28. Juni 2010
Wahrnehmung und Vorstellung
Christine Söffing, EMU, Ulm (Exp. Musik, Laptop-Ensemble, Projektionen)

Herbst ___________________________________

11.
27. Sept. 2010
Molekülorbitale
Jörg Schäffer (Computermusik)
12.
11. Okt. 2010
Energieübergänge
Jörg Schäffer (Konzept, Computer), Jill Richards (Klavier)
13.
25. Okt. 2010
Morsekurve
Jill Richard (Klavier), N.N. (Stimme), Jörg Schäffer (Komposition)
14.
8. Nov. 2010
Direaktionales Zeitzeichen
Randolf Pirkmayer (Elektrische und akustische Instrumente, Computer)
15.
22. Nov. 2010
Verfärbungen / Wittgenstein
Gabriele Herrmann (Texte) und Dieter Trüstedt (Computermusik)


Musik aus dem Niemandsland

Niemandsland -
Musik und die exakten Naturwissenschaften bewegen sich gegenwärtig in ihren jeweiligen, anscheinend klar voneinander unterscheidbaren Territorien, ohne recht wahrzunehmen, was die Landschaften und Gärten der jeweils anderen Disziplin jenseits der eigenen fachlichen Umzäunung fruchtbar macht. Der gemeinsame Ursprung von Musik und Naturwissenschaft ist verlorengegangen - die beiden Bereiche sind in unterschiedliche Richtungen getrieben. Zwischen ihnen ist ein neues Land entstanden, dass bisher nicht wirklich betreten wurde: zwischen Bronstein "Taschenbuch der Mathematik" und Feynman "Lectures on Physics", der Mathematik und der Physik liegen weite Flächen brach, Flächen, die ästhetisch gesehen, wunderbare Formen zum Hören und Sehen bereitstellen. Die Musik kann sie aufdecken und wahrnehmbar machen.

Musik -
hier Kompositionen und Aufführungen mit Techniken, die vor der klassischen europäischen Musik (elementare Strukturen im Sinne des Quadriviums) und die gleichzeitig mit modernsten Technologien (Pure Data, GEM, Max/MSP) live aufgeführt werden. Es ist ein ästhetisch strukturiertes Überdenken des Gefüges unserer Welt im klassischen Sinn: Musik, Mathematik, Raum-Zeit-Dimensionen und die aktuelle Zusammensicht der Gesetze der Kern- und Weltall-Physik. Der Computer spielt hier eine wichtige Rolle. Er ermöglicht die Erzeugung von Klängen, die jenseits der Klangmöglichkeiten der klassischen Instrumente liegt. Zusätzlich lassen sich mit ihm ohne Einschränkungen die verschiedensten Musik-Modelle ausführen und überprüfen - und in Kontrast zur klassischen Musiktechnik stellen.

Konzert -
das Konzert ist gleichzeitig Sonde und Artikulationsform. Mit dem Konzert berichten wir aus dem Niemandsland, dem Brachland zwischen den Territorien, das wir im vorgeschlagenen musikalischen Projekt beschreiten und explorativ fragend mitgestalten. Im Konzert amalgamieren wir die Denkhaltungen und die Praxis von Musik und Wissenschaft und versuchen so eine erste Kartographie dieses neuen Landes.

Autoritäten der Musik und Kunst -
Edgar Varèse ("Musik ist gleichzeitig Kunst und Wissenschaft" - in H.H. Stuckenschmidt, st183, 1959), Max Bill ("die mathematische denkweise in der kunst unserer zeit", 1949), Jannis Xenakis (mathematische und akustische Gesetzmäßigkeiten in der Musik), Assayag et al. (Hrsg., Mathematics and Music), E. Rothstein (Emblems of Mind), Fauvel et al. (Music and Mathematics), W. Krohn (Hrsg., Ästhetik in der Wissenschaft), G. Cramer (Edt. Auditory Display, 1993).

Publikum -
essentiell erscheint dabei von Anfang an die Öffnung der Projektarbeit für ein Publikum mit einem Hintergrund aus einer der beiden Fachdisziplinen, Musik und Wissenschaft. Der Standort München mit herausragenden wissenschaftlichen wie auch künstlerischen Kompetenzen und Ressourcen bietet hierfür ideale Möglichkeiten. Insbesondere vermuten wir fruchtbare Rückwirkungen auf die beiden Disziplinen.

Künstler / Echtzeithalle -
der vorhandene Expertenmix ist außergewöhnlich: eine Gruppe aus Künstlern und Wissenschaftlern: Musik, Bildende Kunst, Moderner Tanz, Architektur, Musikwissenschaft, Physik, Chemie, Mathematik, Biochemie, Ingenieurwissenschaft, Informatik.

Zusammenarbeiten -
Beteiligung von Studierenden der Musikhochschule (Komposition), der Kunstakademie (Medien, Klangkunst), der Universität LMU München (Mathematik) und der Universität Ulm (Experimentelle Musik und Kunst).