378. Werkstattgespräch

Sonntag 13.Dez 2020 - 13:00 Uhr
Helmholtzwerkstatt, Hermann-Linggstr. 2
Geschlossenes Arbeitstreffen, wg. Corona
Audio-Mitschnitte - siehe (nach den Förderungen) in voller Länge

Fugendialog

Volkmar Müller, Bass-Monochord und Elektronik
Dieter Trüstedt, - Pure Data - live
Martin Siegler, Pure Data - live
U.T., Supervision für Klang und Abstand

Produktions-Werkstatt im kleinen Kreis
Der Raum HL2 hat ca 100 qm und gegenüberliegende Fensterfronten.
Wir - 3 Teilnehmer - spielen an den Enden den Diagonalen und wandeln beim Hören -
unter Beachtung aller aktuellen CoronaVorschriften.

Abstract

Thema ist das immaterielle Geschehen freier Klangfiguren im Raum. Sie entstehen bei (fast) statischen Klängen, wenn sie zeitversetzt eingespielt werden.Martin Siegler und Dieter Trüstedt spielen diese Klänge, siehe: http://www.luise37.de/2020/WG_377/WG_377_SchwebungsCluster.html aus der Roten Fabrik am So27Sept2020.
Diese Klänge werden aus weißem Rauschen gefügt, sie klingen daher ungewohnt. Das Ohr formt entsprechend sein eigenes Klangbild.
Der Aufbau der Klänge enthält transzendente und sehr langsameTonfolgen.

Fugen, Zeitphasen
Ausgangspunkt ist die Idee, sehr lange Klänge mit der Additiven Klangmaschine ADSR herzustellen - Klänge, die 10 oder 20 Sekunden dauern. Neun Metronome, die diese Klänge bzw. Klangcluster aufrufen, haben kein Problem damit. Zwischen den Klängen gibt es aber eine akustische Lücke. Beim Singen ist es das Atemholen. Bei vielen Sänger*innen im Chor fällt das nicht auf. Meine ADSR-Maschine gibt es jedoch nur einmal - sie hat aber neun Teiltöne, die den Klang gestalten. Diese Teiltöne müssen nicht auf einmal starten, sie verfügen über eine Phasenzeit am Beginn.
So ist der Novemberklang_2020 entstanden:
Klangbild_1:    http://www.luise37.de/1-Katalog/NOV2020Klang.mp3

Das Ineinanderfügen der Teiltöne gelingt über Phasenverschiebungen - mit Zeiten von von 5 bis 20 Sekunden. Dieses Aneinanderfügen ist wie die Technik bei Brettern, die auf Stoß verlängert werden - mit Hilfe einer Schwalbenschwanzverfugung. Das wirkt formschön und das neue Brett ist besonders haltbar. Der Klang zeigt eine Schwebung in der Klangfarbe im Bereich der Fuge.

Anschläge
Wenn der fließende Übergang nicht thematisiert wird, werden alle Teiltöne plus eigenem Anschlag zeitgleich gestartet - es ist ein übliches Verfahren.
http://www.luise37.de/1-Katalog/DEZ2020Klang.mp3
Hier sind es die beiden ersten Töne der Tonleiter - konstruiert aus der Tonfolge A*expr(n/12) - mit A = 220 Hz und n = die natürlichen Zahlen 0, 1, 2, 3 .... 12. Das ist die gleiche Konstruktion wie die gleichschwebende, abendländische Tonskala - hier statt der Zahl 2 steht die Eulerzahl e = 2,7182818.... Die mathematische Konstante e ist eine transzendente und somit auch irrationale, reelle Zahl. Die Dreivierteltonskala ist hat viele kleine Terzen und soll im Morgenland üblich sein Diese Skalen haben keine exakten Quarten, Quinten und keine Oktaven !

Zeitenmeer
Stellen wir uns ein "Meer allen Zeiten" vor - vielleicht ist es das Grundrauschen der Existenz - eine Formulierung von Martin Heidegger. Vielleicht ist es eine Vorstellung, in der Zeiten nicht einfach verschwinden, sondern sich in einem Zeitenmeer ansammeln. In dieses Zeitenmeer werfen wir jetzt 3 Töne zusammen mit ihren eigenen Zeiten (Dauern) hinein und beobachten ihr Tanzen in den Zeitenwellen.
höre == > http://www.luise37.de/1-Katalog/338_Handwurf.mp3
Spielerisch werfen wir jetzt weitere Töne per Hand in dieses Zeitenmeer - manchmal treffen wir einen dieser schwimmenden Töne, manchmal auch nicht und hören wie die Töne konsonante oder dissonante Klänge erzeugen.
Diese "Handtöne" werden mit Hilfe der Laptop-Tastatur geworfen.

Immateriell, real, transzendent
Der Klangdom besteht als immaterielle Realität, gehalten von vier Klangsäulen, im Raum. Er schwebt nicht als Objekt im Raum, denn er ist eine Mischung aus fluider Wahrnehmung und Erzeugung. Wir versuchen diesen Klangdom in der Helmholtzwerkstatt HL2 zu realisieren. Die notwendigen Werkzeuge sind unsere Pure-Data-Schaltung, die synchron und gleichzeitig zeitversetzt von zwei Rechnern (Laptops) Klänge wie die Monatsklänge (November und Dezember 2020) eingespielen.

Mitspieler
Martin Siegler und Dieter Trüstedt spielen Pure Data und Volkmar Müller ein Bassmonochord - ein Holzbrett mit 3 Saiten in tiefer Stimmung. Sein Spiel erfolgt mit Stäben oder Steinen zwischen den Saiten ... vielleicht ähnlich dem präparierten Klavier von John Cage - nur dass es hier keine Tasten gibt. Die Saiten werden angeschlagen oder angestrichen.
Volkmar Müller entwirft eigene Klangbilder - verstärkt über Lautsprecher eingespielt.
Die Klänge dieses Bassmonochords sind in diesem Projekt das Konkrete, vergleichbar dem Signifikanten klassischer Musikinstrumente.

Klangdom - eine Vorübung
In der Winter-Herbstausgabe 2021 http://www.luise37.de/2020/Herbstausgabe_2020/Herbstausgabe_2020_03.html werden wir die Idee eines Klangdomes vorstellen - ein Klanggebilde in der Mitte der Halle 3 im Einstein-Kultur: Martin Siegler und Dieter Trüstedt spielen die Pure-Data-Klänge - wie oben beschrieben.
In diesem DOM spricht/liest Mona Kreipe Passagen aus dem Reclambuch "Aisthesis". Ihr Sprechen/Lesen bedeutet das Gegenwärtige, das Konkrete in diesem DOM.
Alle Klänge, die Realisation des Klangdoms und die Diskussionen werden ein paar Tage später im Internet präsentiert.

Förderungen:

 Kontext: Stipendium Klangdom
  

Doku-Sonntag 13Dez20 378.Werkstattgespräch in der Helmholtzwerkstatt HL2


Natürliche Fuge, Küste in Kroatien, Aufnahme: Volkmar Müller, 2020
Mögliches Vorbild für die folgenden Musiken, Rauigkeit der Klänge, Rauschen in der Natur,

Mitschnitte und Fotos aus der Helmholtzwerkstatt, München, während der Präsentation:

http://www.luise37.de/2020/WG_378/STE-005.mp3
Dauer: 10:20 // Klangbild beginnt sehr leise - für ca. 3m min
Text im Klangkatalog: Durchgehender Klang am 19 Nov 2020 // midi 57 // prop sehr groß 5.7 // alle Phasen gesetzt 2.6 bis 4.1 sec // attack hoch 2.6 - 1.1 - bis 87 msec // metro nur ein Element = midi 57 // Dauer groß = 120 msec // alle Teiltöne an - ausgeglichen in den Lautstärken/ die tiefen 111 die hohen 79 db //_______________________________
Partitur-Notiz / Titel: Bild-1 /: Dauer 10 min // 3 min extrem leises Rausch des NOV2020Klangbildes = Grundklang ... nur das A / extrem langsam Güte in Richtung 10 / Volkmar: zarte Töne auf dem Bassmonochord / Martin: einzelne klav-Tasten / Dieter Rauschen nach 11 >> chorartig ... Güte 50 = tiefe Männerchöre ..../ dann wie Bass-Saite Güte 200 // NOV2020Klang im Vordergrund // Schluss

http://www.luise37.de/2020/WG_378/STE-006.mp3
Dauer: 10:20 min Doppelschlag // Dez2020Klang /
Text im Klangkatalog / Titel Bild-2 // zwei Schläg im Dreivierteltonabstand - & lange Dauer - die Schläge überholen sich, treffen sich, tauschen sich ....
Partitur-Notiz:// DEZ2020Klang 3 min anhören // wie zwei Kirchenglocken // synchron & zeitversetzt // Martin beginnt mit klav-Tasten // und adsr - ruhige lange Klänge // dann Volkmar mit Bassmonochord // dann Dieter auch mit klav ../ bunt // bis 8. Minute / plötzlich alle Schluss ... Ausklang anhören // die beiden Glocken hören // Ausklang

http://www.luise37.de/2020/WG_378/STE-007.mp3
Dauer: 9:36 min //
Text im Klangkatalog Titel Bild-3 // ruhiges Spiel 130 msec //; Handspiel der Tasten 1 - 3 - 5 //; das sind die 3 Metro-Töne // das sind 3/2 Tonabstände => 57 - 59,88 - 62, 77 ==> kl Terz und fast eine Quarte // klingt ziemlich harmonisch //
Partitur-Notiz // offenbar gemeinsames ruhiges Spiel / Volkmar - Monochor / Dieter & Martin Tasten // Spiel wie Musik: geworfene und gespielte Töne / 8.00 min nur Volkmar & einzelne Tasten Martin & Dieter // Ergebnis: ziemlich barock, wie Ulrike sagt.


Martin Siegler spielt die 2.Säule des DOMs in HL2 / Foto: Dieter Trüstedt

Volmar Müller & Martin Siegler spielen Nov2020Klang mit sehr leisem Einstieg - der NovKlang nur als Rauschen
WG378 in der Helmholtz-Werkstatt HL2 am 14.Dez2020 / Foto: Dieter Trüstedt


Pure-Data-Monitor während des Dom-Workshops Helmholtz-Werkstatt. Foto: Dieter Trüstedt


Dieter Trüstedt in HL2, Sonntag 12Dez2020 / Foto: Volkmar Müller
im Vordergrund das Bassmonochord von Volkmar Müller.


metrobox = Pure Data Patch > nur die metros 1 - 3 - 5 im DEZ2020Klang geschaltet // Ziffer oben = Dauer in msec > 100 - 118.134 - 139.556 msec, Ziffer unten = midi-Wert > 57 - 59,8851 - 62,7702 // Wurf der Tonzeiten ins Zeitenmeer // Spiel ohne Wiederholung der Folge // Transzendenz der Zeit //

stopp___________________________________________________________