355. Werkstattgespräch der Echtzeithalle

in der Helmholtz-Werkstatt, München, Hermann-Lingg-Str. 2, Eingang über den Hof, Glastür, 3. Stock.
Mittwoch 20. Juni 2018 · 19:00 Uhr
Eintritt frei.

MATRIX 01

Die Matrix in Mathematik, Physik und Musik

Jutta Köhlers Abstract
„MATRIX 01“ ist eine Annäherung, ein Versuch, die Mathematik der Matrizen und
Determinanten zu verwenden um musikalische Kompositionsvorlagen zu generieren. In
unserem Fall geht es dabei jeweils um eine 3x3 Matrix bzw. Determinante, die als Template
für Computermusik dienen soll.
Die rechteckige Anordnung von Elementen wurde unter dem Begriff Matrix von dem
englischen Mathematiker James Joseph Sylvester (1814-1897) eingeführt [Philos. Mag. Bd.
37, 1850, pp 363]. Ein Beispiel für die konkrete Anwendung von Matrizen aus der
theoretischen Physik wird vorgestellt. Der Physiker Burkhard Heim (1925-2001) hat eine 4x4
Matrix verwendet um die von James Clerk Maxwell (1831-1879) definierte
elektromagnetischen Wechselwirkung mit der allgemeinen Relativitätstheorie von Albert
Einstein (1879-1955) zu kombinieren.
Zur Musik: Dieters Konzept seiner pure data Programmierung für sein Stück „Malachit“
wurde bereits am 18.9.2017 im Werkstattgespräch Nr. 347 „Zufall als Zusammenhang“ und
in der Herbstausgabe vom 7.10.2017 vorgestellt. Für genau dieses pd Konzept wurde in
dieser ersten Version „MATRIX 01“ entworfen, um in Zukunft weitere Stücke dafür zu
komponieren.
Der hier von Jutta vorgestellte erste Vorschlag für „MATRIX 01“ nutzt die Variablen A und B
für zwei Tonhöhen, die Variablen t1 bis t3 für drei Zeiten und die Variablen x, y und z für drei
Spieler oder Klänge. Die Bedeutung der Konstante D ist frei wählbar.

Dieter Trüstedts Abstract
Wenn man nicht die abendländische lineare Erzählstruktur in der Musik will, dann ist die Matrix eine internessante Lösung für eine Musik, die einen Zustand beschreibt, eine Stimmung, eine Situation. Musik als Klang, in sich ruhend und dennoch lebendig, wie der gleichmäßig fließende Sufi-Tanz oder wie die Arbeitslieder auf den Feldern - früher.
Eternal cultural noise.
Das Arbeitsmaterial sind die kleinen, einfachen Zahlen und das weiße Rauschen - die Zahlen für die Strukturen und Proportionen und das weiße Rauschen für die Farbigkeit.
Ein einfaches Muster für 2 Töne a und b ist:
a - b - a
b - a - b
a - b - a
dem die Zeiten in den Proportionen 3 - 5 - 7 - 9 - 11 -15 -17 - 19 zugeordnetern sind.
Es werden unterschiedliche Matrizen präsentiert und vorgespielt..
Der Klang als solcher spielt hierbei eine sehr wesentliche und schwer zu handhabende Rolle. Auch der Klang kann als Matrix gebildet werden mit Elementen, die z.B. 7 Dimensionen haben (Tonhöhe der Teiltöne, Filtergüte, Phase, Attack, Decay, Sustain, Release etc.).
Klang-Beispiele:
Relativ schnell mit Angschag:
http://www.luise37.de/1-mq/mp3/69-bali-anschlag-01.mp3
Und etwas heller: und betonter Anschlag:
http://www.luise37.de/1-mq/mp3/69-bali-anschlag-02.mp3
Einzeln und KODO anmutend:
http://www.luise37.de/1-mq/mp3/72-KODO-Anmutung-01.mp3

2-Ton-Spiel / sehr kurze Impulse / Tonabstand 4,8 - das ist der zweite Ton der javanischen Pentatonik // Oder nah an KODO ==> die kleinen Geräusche oder Musik-Ereignisse / unterhalb der Melodie-Struktur, der Wort-Melodie, dem Wort-Dekor / Musik-Inseln //
Zu höhen in:
http://www.luise37.de/1-mq/mp3/78-KODO-2-Ton-01.mp3

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