Zu den Klangbeispielen:
Es werden die ersten 6 signifikanten Stellen der Messungen von neun ausgewählten Naturkonstanten verwendet. Als reines Spiel mit diesen Ziffern werden die Einheiten und Dimensionen ignoriert, obwohl die Einheiten und Dimensionen wesentlicher Bestandteil der Naturkonstanten sind. Die ersten drei Ziffern werden als Frequenzen interpretiert - mit drei Nachkommastellen.
Diese neun Tonhöhen zeigen sich als "vogelwild" in der hörbaren Frequenzlandschaft verteilt: es gibt keine Oktaven oder Quinten, wohl aber fast einen Tritonus bezogen auf den "Kammerton" A, es gibt zwei nahe zusammen liegende Frequenzpaare und es gibt einen Tonhöhensprung über mehr als 3 Oktaven. Der Zusammenklang dieser Töne hat eine "kosmische" Anmutung - wodurch auch immer begründet.
Alle Klänge werden aus weißem Rauschen gefiltert, um eine variable Klangbandbreite oder Tonhöhen-Unschärfe zu erzeugen. Die Klänge sind flackernde Sinustöne oder Klänge wie von Orgelpfeifen, oder es sind feine Rauschbänder oder hohles Rauschen wie Wind in den Kiefern oder das Rauschen des Regens. Im Klangbild des Monatsvideos der Echtzeithalle vom September 2016 hören wir dieses "Kosmische Rauschen".
Die Rauschbänder sind statisch oder unterliegen einer Lautstärke-Steuerung entsprechend einem Sinusbogen - siehe die rote Linie in der Grafik von Jutta Köhler. Die Wiederholraten dieser Steuerungen sind nach Zeiten geregelt, die den ersten Primzahlen entsprechen.
Wir können das weiße Rauschen gut in Analogie zum weißen Licht setzen - so auch die Filterungen. Ohne weißes Licht haben die Objekte unserer Welt zwar Formen aber keine Farben. Ohne Filterungen von ursprünglichem Rauschen ist unsere Welt eintönig. Die Filterprozesse in der Natur sind vielgestaltig - sowohl beim Licht als auch beim Klang - und sie sind vergleichbar in ihren physikalischen Gesetzen, weil Licht und Klang eine Wellennatur haben.
Siehe hierzu u.a. Wikipedia: Brechung (Physik).
Zum Begriff der Unschärfe gibt es in Wikipedia einen guten Artikel. Hier wird die Unschärfe in Physik, Fotografie, Psychologie, Sprache und Politik diskutiert.
Die Klangbeispiele in der Art-Lecture sind teils künstlerischer, teils demonstrativer Natur.
Dieter Trüstedt