Mozarts Würfelspiel
Eine Anleitung, Walzer oder Schleifer
mit zwei Würfeln zu komponieren

Sa 25. Nov. 2006 Galerie Theater Ingolstadt

Performance-Projekt:
Dieter Trüstedt


In der Langen Mozartnacht / Theater Ingolstadt bringt das
Musiklabor München und die Experimentelle Musik Universität Ulm
unter der Leitung von Dieter Trüstedt eine besondere Aktion zu einem
Aspekt aus Mozarts künstlerischer Seele - seine Liebe zur Mathematik und zu
Musikautomaten, die in seiner Zeit beliebt waren. Der Walzer als Musik
und Tanz wird in unsere Zeit versetzt - mit recht progressiven künstlerischen
Mitteln.

Mitwirkenden:
Wolfgang Amadeus Mozart:
Partitur und Idee, herausgegeben 1793
Dieter Trüstedt:
Computerprogramm und Farbschatten
Ursula Ritter:
Moderner Tanz, Choreographie
Sebastian Schmidt:
Computergrafik
Die Besucher:
als aktive Teilnehmer
und das
Ensemble Experimentelle Musik Universität

Spielablauf:

In der Galerie des Ingolstädter Stadttheaters wird quer zum Raum
ein Farbschattenspiel aufgebaut - mit Mozarts Würfelspiel als Musik

A
Kurze historische und musikalische Einführung
B
Das Publikum nennt 12 Zahlen zwischen 2 und 12, um die "gewürfelte"
Musik zu bestimmen. Der entstandene Walzer wird als Klaviermusik
vorgespielt - hier als Computermusik mit den Klängen eines Konzert-Flügels.
C
Ursula Ritter zeigt eine Tanzimprovisation - im klassischen Stil.
D
Wir spielen 9 Instrumentierungen vor und das Publikum wählt eine aus:
Stein-Klänge, Opferstöcke von St. Moritz oder Notre Dame, Schafe und
Krähen, Tiefziehpresse aus dem AUDI-Werk u.a.
E
Wahl eines Tanzmusters z.B. Wirbelsäule - luftig - im halben Raum.
Ursula tanzt vor - und wer will, tanzt mit.
F
Wiederholung von D und E mit neu gewählten Klängen und Bewegungen.

Die vier 20-minütigen Inszenierungen an diesem Abend werden sehr
verschieden sein.
Auch die projizierte Computer-Grafik und das durch den Tanz entstehende
Farbschattenspiel werden jeweils neu sein.


Ursula Ritter, Stadttheater Ingolstadt, Galerie
Farbschattentanz zum Mozartwürfel

Publikumsbeteiligung in den beiden Kurz-Choreografin zum Mozartwürfel

Allgemeiner Tanz, "Walzer und Schleifer", hier in moderner Version
Anleitung: Ursula Ritter
Farbgestaltung: Dieter Trüstedt und Sebastian Schmidt
Musikeinspielung: Axel Baune
Konzept: Dieter Trüstedt


Klänge im Mozartwürfel u.a. dem Klang einer Münze im Opferstock entnommen.
Bild: Münster Ingolstadt
Foto: Dieter Trüstedt


PRESSE


Farbschattentanz zu subtilen Klängen: Dieter Trüstedts musikalisches Würfelspiel
Foto: Rössle

Donaukurier Ingolstadt, Montag 27. Nov. 2006, Seite 15

Fantasievolle Neuauflage
Nach 15 Jahren gab es wieder eine Mozart-Nacht im Theater Ingolstadt

.... Klanglich Subtiles offerierte auch Dieter Trüstedt mit seinem Würfelspiel, bei dem die Zuhörer sich auch noch im Farbschattentanz bewähren durften. Diese Veranstaltungen in Galerie und Werkstadt waren diesmal ....


Donaukurier
Samstag/Sonntag 25./26. November 2006
Seite 18

Würfelspiel
und Zauberflöte

Musiknacht feiert Mozarts Geburtstag

.... Experimentell wird es bei Dieter Trüstedt und seinem Musiklabor zugehen. Er greift Mozarts Vorliebe für das Würfelspiel auf. Gemixt wird Mozarts Zufallmusik mit Aufnahmen zu den Klängen der Tiefziehpressen für Auto-Unterwannen im hiesigen Audiwerk und den klingenden Opferstöcken in St. Moritz. ......


Mit dem Würfel komponieren

Donaukurier
20.11.2006 19:42


Ingolstadt (DK) Immer wieder muss Dieter Trüstedt (67) darüber schmunzeln. Ausgerechnet er präsentiert in einem Konzert Mozart-Werke. Dabei hat er ein "sehr gespaltenes Verhältnis zur klassischen Musik". "Die ist mir zu bürgerlich. Das Verhalten der Bürger geht einem auf den Keks", sagt er und erzählt dann von seinen wirklichen Vorlieben: die Musik vor Bach und die zeitgenössische Avantgarde, Komponisten wie Karlheinz Stockhausen und Helmut Lachenmann.

Diesmal aber steht zum ersten Mal für ihn Klassisches auf dem Programm. Im Rahmen der Mozart-Nacht am 25. November im Theater Ingolstadt wird er Würfelkompositionen nach einem Rezept des Salzburger Genies vorstellen. Die Idee findet er "wirklich lustig". Denn mit Hilfe von zwei Würfeln und einer kleinen Liste hat Mozart gezeigt, dass eigentlich jeder in der Lage ist, kleine Stücke zu "komponieren": Man wirft zwei Würfel und zählt die Augen. Dann wählt man aus der Abteilung "erste Takte" den zugehörigen Takt aus, dort stehen elf Takte mit den Nummern zwei bis zwölf zur Auswahl. Genauso verfährt man mit Takt zwei, Takt drei und so weiter, bis 16 Takte zusammen sind. Die ausgewürfelten Takte werden dann hintereinander gelegt, und schon ist ein Kontretanz oder ein Walzer fertig. Da es für jeden Takt elf Auswahlmöglichkeiten gibt, stehen insgesamt 176 Takte zur Verfügung, und weit über eine Milliarde unterschiedliche Werke können so komponiert werden. Die Stücke klingen dabei nicht einmal schlecht und können es durchaus mit manchen Kompositionen von Mozart-Zeitgenossen aufnehmen.
Für den promovierten Physiker Trüstedt, der sich bereits seit 30 Jahren mit elektronischer Musik beschäftigt, sind die so zufällig entstandenen Vorläufer heutiger Computermusik allesamt Ohrwürmer, "man träumt die ganze Nacht davon".

Diese Art der psychoakustischen Belästigung will Trüstedt in Ingolstadt allerdings dem Publikum nicht zumuten. Sicher, er wird sich streng an Mozarts Regeln halten – und doch auch eine ganz eigene Farbe in seine Präsentation hineinbringen. Denn der Münchner Avantgarde-Komponist wird die am Abend entstandenen Werke verfremdet darstellen: extrem verlangsamt wiedergegeben oder aber mit computergenerierten Klangfarben versehen.

Um einen Bezug zu Ingolstadt herzustellen, hat Trüstedt sich in der Stadt umgeschaut und mit einem Aufnahmegerät Klänge gesammelt: bei Audi – die Montage geht allerdings inzwischen nahezu lautlos vor sich – oder im Café und auf den Straßen. Den interessantesten Klang fand er bei den Opferstöcken in der St.-Moritz-Kirche. Den Sound herabfallender Münzen wird er stark verlangsamt abspielen, dann klingt er wie das entfernte Bellen von Hunden. Und die mozartische Zufallsmusik wirkt auf einmal ganz ungewohnt, fast wie eine zeitgenössische Komposition. Vielleicht sogar ein bisschen wie ein Originalwerk von Trüstedt. Möglicherweise hat der Klassiker Mozart ja doch einiges gemeinsam mit dem sich so unbürgerlich gebenden Avantgardisten.


Dieter Trüstedt wird im Rahmen der Mozart- N acht am Samstag, 25. November, um 17 Uhr auftreten. Karten und das Programm gibt es in der DK-Geschäftsstelle, im Kulturamt und an der Theaterkasse.


Donaukurier
26.11.2006 19:30

Fantasievolle Neuauflage

.... Das Kontrastprogramm zu dieser erdig-kernigen MozartDeutung fand in der Galerie statt, wo die famose Christine Schornsheim am Hammerflügel mit dem Amira-Quartett die von Mozart selbst besorgte Kammermusikfassung des Klavierkonzertes A-Dur KV 414 in delikater, dezenter Intimität vorführte. Klanglich Subtiles offerierte auch Dieter Trüstedt mit seinem Würfelspiel, bei dem die Zuhörer sich auch noch im Farbschattentanz bewähren durften. Diese Veranstaltungen in Galerie und Werkstatt waren diesmal meistens weniger umkämpfte Oasen für Spezialisten, während der größte Teil des Publikums in den Räumen im Haupthaus verblieb, wo, wie immer, sehr fantasievolle, anregende Bilder, Collagen und Objekte zum Thema "Mozart" von Ingolstädter Schulklasse einen tollen optischen Rahmen bildeten. ....


Musiknacht Mozart
Eintgetragen am 31.10.2006 von BAYERNMATRIX


Ingolstadt - Am Samstag, 25. November, ab 17 Uhr feiert Ingolstadt den 250. Geburtstag von Wolfgang Amade Mozart im Rahmen der traditi­onellen Musiknacht. Sie findet in den verschiedenen Sälen des Theaters Ingolstadt statt und bietet einen repräsentativen Quer­schnitt durch das Schaffen des Salzburger Genies.
Das Dehnberger Hoftheater bringt eine Marktplatzfassung der berühmten "Zauberflöte", die Gruppe MozART setzt sich mit dem Phänomen Mozart auf kabarettistsiche Weise auseinander. Wei­tere Mitwirkende: das Ingolstädter Salonorchester unter der Lei­tung von Thomas Frank, das Georgische Kammerorchester In­golstadt unter der Leitung von Ariel Zuckermann, Christine Schornsheim, Hammerflügel u.v.a.
Experimentell wird es bei Dieter Trüstedt und seinem Musiklabor zugehen. Er greift Mozarts Vorliebe für das Würfelspiel auf. Auch ein Workshop "Menuett" wird angeboten... Abgerundet wird das reichhaltige musikalische Angebot durch viel Kammermusik - von der Kleinen Nachtmusik bis zum DorFmusikantensextett, der köstlichen Parodie Mozarts auf zeitgenössische Amateurkompo­nisten -, kulinarische Köstlichkeiten aus dem Theaterrestaurant und eine Ausstellung der Ingolstädter Schulen zum Thema Mo­zart.


Donaukurier 7.11.06

Für Kenner und Entdecker

Während es damals vornehmlich um Mozart und seine Zeitgenossen ging, dreht sich bei der diesjährigen Musiknacht alles um Mozart und das 20. und 21. Jahrhundert, erklärte Franz Hauk, der künstlerische Leiter, gestern und versprach "einige experimentelle Beiträge, die über das hinausgehen, was man gemeinhin mit Mozart verbindet".
So greift etwa Dieter Trüstedt in seinem Musiklabor die Vorliebe Mozarts für das Würfelspiel auf, eine Neigung, die er mit anderen Komponisten, etwa Telemann, teilte. "Mozart hat eine Anleitung geschrieben, wie man mittels Würfelspiel Menuette komponieren kann." Das funktioniert ein bisschen wie nach dem Baukastenprinzip. "Dieter Trüstedt arbeitet mit Computertechnik. Auch hier spielt die Zahl eine große Rolle. Er versucht, Ableitungen zu finden und konfiguriert verschiedene Zahlen ein. Auch die Zuhörer können Zahlen vorgeben. Dann werden die Klänge gemixt: einmal mit dem Konfigurierten des Würfelspiels, zum anderen mit akustischen Signalen aus Ingolstadt. Trü-stedt war z. B. im Presswerk von Audi. Und auch der Opferstock von St. Moritz gibt nach den Worten des Künstlers ,viel her`." Das Ganze wird auch visuell dargestellt.


2 gesteuerte Farbscheinwerfer und ein weißes Quadrat-Fenster
Ulrike Döpfer, Bewegung
Dieter Trüstedt, Licht
Aufnahmen ca. 2002


Wolfgang Amadeus Mozart
1756 - 1791

Musikalisches Würfelspiel

Walzer und Schleifer mit zwei Würfeln zu componieren
ohne Musikalisch zu seyn,
noch von der Composition etwas zu verstehen

Schott Nr. ED 4474 / ISMN M-001-05229-0
Heraugegeben von Karl Heinz Taubert
1956 Schott Musik International GmbH & Co, Mainz
renewed 1984
Printed in Gemany



Ursula Ritter: Tanz / Bewegung
Dieter Trüstedt: Licht, Fotos

Probe / EMU Experimentelle Musik Universität Ulm / 17. Nov. 2006


Die ersten 40 Takte von 176 aus:
Wolfgang Amadeus Mozart
Musikalisches Würfelspiel

Eine Anleitung, Walzer und Schleifer mit zwei Würfeln zu komponieren.
Herausgegeben von Karl Heinz Taubert
Edition 4474
B. Schott's Söhne, Mainz

Nach diesen beiden Zahlentafeln werden die Takte - entsprechend der gewürfelten Zahl - herausgesucht.


Spiel-Anleitung -
nach klassischer Partitur

1. Zum Spiel gehören
a) zwei Würfel
b) die Zahlentabellen
c) der Notenteil, in dem die einzelnen Takte mit Nummern versehen sind
d) ein Notenheft

2. Die römischen Ziffern über den acht Kolonnen der beiden Zahlentabellen zeigen die acht Takte der beiden Walzerteile an, die arabischen Ziffern in den einzelnen Kolonnen die Nummern der im Notenteil (Seite 4-8) angegebenen Takte und die Zahlen 2-12 vor den beiden Tafeln die mit zwei Würfeln möglichen Ergebnisse.

3. das Spiel beginnt. Ergibt der erste Wurf z.B. eine 10, sucht man in der Kolonne I neben der Zahl 10 die Nummer des Taktteiles; in unserem fall also 98. Nun wirft man für den zweiten Takt; erzielt man z.B. ein 6, so findet man in der Kolonne II den Taktteil 74 usf. der achte Takt gilt gleichzeitig für die Wiederholung: man schreibt zunächst unter [1. ] die unter 1 und bei der Wiederholung [2. ] die unter 2 angegebenen Noten auf. Dann erwürfelt man in gleicher Weise die Taktteile des zweiten Walzerteiles. Will man einen längeren Walzer haben, fängt man noch einmal von vorn an.

So steht es bei Schott's.


Wie ganz oben schon beschrieben, geht es jetzt um den Tanz. Jede/E aus dem Publikum kann sich beteiligen, so weit Platz ist.
Ursula Ritter wird den Tanz erklären und auch vortanzen.


So sieht das Computer-Programm der Würfelmusik im Moment - am 15. Nov. 06 - aus. Wir haben noch 10 Tage Zeit, das Programm zu bearbeiten. Es fehlen noch die Opferstöcke aus Notre Dame, Paris und aus einem Tempel in Tokio.
Oben sehen wir die Zahlenreihe, die entsprechen der Nennungen aus dem Publikum umgeschrieben werden.
Wir sehen die Klangsortierungen, den Tempo-Schieber, die Lagen-Schieber für die gesamte Tonhöhenlage etc.
Was noch so im Hintergrund läuft und ist, wird nicht gezeigt, es könnte verwirren.
Das Programm läuft aber wunderbar und hat alle 176 Takte gelernt.


Dieter Trüstedt, 30. Okt. 2006
ENSIFERA
mit Hans Wolf, Klavier
Carl Orff Auditorium, München