Lehrauftrag:
Theorie und Praxis der Elektronischen Musik
Hochschule für Musik und Theater München
Arcisstr. 12 80333 München
Tel 089 / 289 27 441 (Frau Mickel)
www.musikhochschule-muenchen.mhn.de/
Zeit: Fr 14. / Sa 15. und Fr 28./Sa 29. Jan. 2005
Ort: Musiklabor, Carl Orff Auditorium, Luisenstr. 37a, 80333 München
Teilnehmer: Alle Studierende der Hochschule, der Universitäten und
der Kunstakademie.
Teilnehmerzahl: max. 12.
Anmeldung: Musikhochschule (siehe oben)
Theorie und Praxis der Elektronischen Musik
Dr. Wolf-Dieter Trüstedt
I Wissenschaftliche Grundlagen und künstlerische Verfahren
der Elektronischen Musik. 2004/05
II Elektronische Musik und Sound-Design. 2005/06
III Computermusik und Bild (Grafische Computermusik). 2006/07
Jedes dieser drei Kapitel erstreckt sich über 2 Semester und wird parallel
zu den folgenden zwei Kapiteln in Arbeitskreisen fortgeführt. In diesem
Curriculum wird von Anfang an künstlerisch-praktisch gearbeitet, um die
physikalischen, psychologischen und vor allem künstlerischen Erkenntnisse
real zu erfahren und um sie in eigenen Musikprojekten weiterentwickeln zu können.
Gleichzeitig wird das live Spiel, zum Beispiel in Konzerten, geübt und
das unmittelbare Aufnehmen im Computer z.B. für eine CD oder fürs
Internet. Diese Aufnahmen haben volle CD-Qualität.
Grundlage für alle Kapitel ist das Computerprogramm "pure data" (Pd)das im IRCAM (Paris) entwickelt wurde und heute von CRCA (San Diego) durch Miller Puckette betreut wird. Der künstlerisch-grafische Zusatz zum Pd das Programm GEM (Graphics Environment für Multimedia) wird in Zusammenarbeit mit CRCA im IEM (Graz) betreut und weiterentwickelt. Sowohl Pd als auch GEM sind kostenlos von den genannten Instituten erhältlich (downloads im Internet für alle Rechner wie windows xp, Linux oder Mac OSX). Zum Arbeiten mit diesem Programm ist neben dem Rechner (Laptop z.B.), Mikrofon und Lautsprecher keine weitere Hardware notwendig.
Im folgenden wird die erste Hälfte aus Teil I beschrieben und somit als
Lehre ausgeschrieben.
Grundlage sind eigene Arbeiten und die Veröffentlichung von Miller Puckette,
Universitäty of California, San Diego, 2003. "Theory and Techniques
of Electronic Music" (217 Seiten) kann kostenfrei aus dem Netz als pdf
kopiert werden.: http://crca.ucsd.edu/~msp/techniques.htm.
Im Wintersemester 2004/05 werden folgende Abschnitte gelehrt:
1 Die Akustik digitaler Audio-Signale
Amplitude, Messung und
Kontrolle, Herstellung eines Sinustones, Frequenz, Überlagerungen, Hüllkurve
Kurzeinführung in
Pd, Installation auf dem Rechner und die ersten praktischen Übungen
Dezibel, Hertz, Tonhöhe,
Midi (Synthesizer-Logik), Mikrotöne
2 Wellenform-Tabellen und Sampler
Oszillator einer Wellenform,
Sampling, Sampler-Looping, Hüllkurve
Variationen der Leserichtung
und Geschwindigkeit (Quasi-Tonbandarbeiten auf dem Computer, Musique Concrete)
Klanggeneratoren frei
gezeichneter oder aufgenommener Klänge, Klangverläufe
Synthesizer-Beispiele
3 Künstlerische Projekte aus der Praxis und
Beispiele zur live elektronischen Musik
Text- und Sprach-Arbeiten
(Delays, Zufall, Tonhöhenverschiebung etc.)
Arbeiten mit Rauschen
(Drachenklänge, Nonenrauschen) und rauschähnlichen Ton-Aufnahmen
Klangfelder (Sinus-
und andere Klang-Cluster)
Mulplikationen (Ringmodulation)
live.
Zwei Schaltbeispiele (patches) aus Teil 1 (Wintersemester 04/05), die kurz erklärt werden:
Grillenkonzert
Oben ist das Sample einer Grille. Unten sind 8 gleiche Anordnungen zum live
Spiel des abgebildeten Grillensamples als loops, d.h. in Wiederholungen entsprechend
des Taktgeber. Die Tonlage dieser Grillenaufnahme wird in den ersten 4 Anordnungen
um ca. 8 Oktaven nach unten gesetzt. Wir hören nur noch die einzelnen Impulse
des Grillenklanges in den eingestellten Ganzton-Abständen. Die nächsten
beiden Grillenklänge sind nur 2 Oktaver tiefer und liegen hier in einer
Quarte. Sie klingen ähnlich wie Vögel. Die letzten beiden Wiedergaben
auf der rechten Seite sind in der originalen Lage, aber eine um Terz gegeneinander
versetzt.
Während der Aufführung werden diese Intervalle, die Lautstärken,
die Starts und Stops variiert.
So ein selbstentwickeltes Programm läuft problemfrei auf jedem heutigen
Laptop.
Text-Delays
Oben ist der Graph eines 65 Sekunden langen Textes wiedergegeben.
Dieser Text wird 8 mal übereinandergelegt, d.h. gleichzeitig 8 mal aus
derselben Datei ausgelesen. Links ist ein Taktgeber, der den Start der ersten
Lesespur steuert. Die folgenden Spuren haben ein einstellbares Delay (Verzögerungen
um 1, 10, 100, 1000 msec frei fließend einstellbar), das sukzessiv angewendet
wird. Je nach Einstellung hören wir den Text mit einem Quasi-Hall, mit
großem Hall, mit Vibrato, als Chatter-Echo, rhythmisiert bis hinein in
den Bereich der chaotischen Wiedergabe.
Der Text kann jederzeit ausgetauscht werden - vorbereitet im Computer oder live
während der Aufführung eingelesen. Die Einlese- und Wiedergabe hat
Studio-Qualität.
Quellen und Adressen
Musique Concrete, Pierre Schaeffer siehe:
http://csunix1.lvc.edu/~snyder/em/schaef.html
IRCAM, Centre Pompidou, Paris
Institut de Recherche et Coordination Acoustique/Musiques
http://www.ircam.fr/institut.html
CRCA
Center for Research in Computing and the Arts
University of California,San Diego
http://www.crca.ucsd.edu
Miller Puckette, CRCA
seine Homepage: http://www.crca.ucsd.edu/~msp/
Theory an Techniques of Electronic Music: http://www.crca.ucsd.edu/~msp/techniques.htm
Pd-Programm downloads: http://www.crca.ucsd.edu/~msp/software.html
Institut für elektronische Musik und Akustik, Graz
http://iem.at
GEM Graphics Environment for Multimedia, downloads: http://gem.iem.at/
Musiklabor München
Luisenstr. 37a, 80333 München
in Zusammenarbeit mit der Hochschule für Musik und Theater München
www.echtzeithalle.de
http://www.musikhochschule-muenchen.mhn.de/
(Einrichtungen und Kooperationen)
Dr. Wolf-Dieter Trüstedt
Agnesstr. 39 80798 München
Tel 089 / 272 1856 Fax 089 / 271 73 30
dieter.truestedt@echtzeithalle.de
www.luise37.de
Dieter Trüstedt
Künstler und Physiker. Promotion in Physik 1969. Forschungsarbeit am Physikdepartment
bis 1973. Seit 1969 Entwicklung von Analog-Synthesizern und akustischen Musikinstrumenten,
Arbeiten mit dem Phänomen Licht, Aufführungen und Projekte der (abstrakten)
Video- und Computerfilm-Kunst. Seit 1993 Grafische Computermusik. 1995 Aufbau
der Echtzeithalle und des Musiklabors München.
Aufführungen gemeinsam mit Ulrike Trüstedt: 1971 Experimenta 4 Frankfurt,
1973 Internationale Ferienkurse für Neue Musik Darmstadt, 1973 und 1978
IGNM Weltmusiktage Holland, Finnland und Schweden, 1980 Musik unserer Zeit WDR
Köln, 1984 Pro musica nova Rundfunk Bremen, 1984 Phänomena Zürich
etc. Seit 1984 Aufführungen mit Yoshi Oida (London, Paris, New York, Sao
Paulo, Los Angeles, Kampnagel Hamburg etc.).
Lichtkunstprojekte Lenbach Galerie München, Stedeljik-Museum Amsterdam
u.a. Zusammenarbeit mit den Architekten Betz und Kochta (Berlin und München).
Lehraufträge: Seit 1991 Universität Ulm Experimentelle Kunst und Musik,
1991-95 HdK Berlin Design, seit 2001 Hochschule für Musik und Theater München.