Akustische Intervention-04 im MFA

son et lumière

Samstag 4. Februar 2017 - 19 Uhr
Museum für Abgüsse Klassischer Bildwerke | Kunstareal München
Katharina-von-Bora-Str. 10 | 80333 München | Eintritt frei
www.echtzeithalle.de / Helmholtz-Projekt
Leitung: Dieter Trüstedt

Die Klangfelder
in dieser Akustischen Intervention sind dem weißen Rauschen entnommen - gefiltert zu neun Tonfolgen und dargestellt in besonderen Zeitmaßen. Die Bandbreiten der Filter wirken wie Unschärfen, die den Klang in „ferne“ Dimensionen versetzen. Wir spielen nicht nur mit dem direkten Hall vor Ort, sondern auch konzeptionell mit dem Nachhall aus der Geschichte - ein Zusammenspiel von Zeit und Ort.
Das Weiße
ist die Summe aller Frequenzen - sowohl beim Licht als auch beim Klang. Newton und Goehte diskutierten die Zusammensetzung des Weissen erbittert. In der vorliegenden Akustischen Intervention arbeiten wir mit dem Phänomen des Weißen, mit der Dichte der Frequenzen, mit den Übergängen zwischen Weiss, Grau, farbigem Grau bis zur reinen Farbe. Ein Zusammenspiel von Farbklängen der bildenden Kunst und der Musik entsteht. Die Filter-Bandbreiten können so stark vergrößert werden, dass die Töne ineinander fließen – bis zum farbigen und zum weißen Rauschen als Gesamtklang.
Die Architektur
des MFA wird durch drei Zentrierungen hervorgehoben: Die hell ausgeleuchtete seitliche Doppeltreppe, die Ausleuchtung des „Klang-Spielplatzes“ oben (wie im Fries eines Tempels) und die Farblicht-Live-Installation im seitlichen Vordergrund des MFA. Die aktuelle Ausstellung wird in diesem Projekt einbezogen.
son et lumière
gab es in den 1960ern in Athen, sicht- und hörbar von den benachten Hügeln der Akropolis, mit der untergehenden Sonne hinter dem Tempel auf Kap Sounion im Gedächtnis, der Agora im Norden (auf der Sokrates seine Überlegungen mit den Athenern diskutierte) und der Alt-Stadt in der Dämmerung.
Das Publikum kann an diesem Abend vom ersten Rang aus die Ausstellung überblicken - vielleicht mit einer Erinnerung an das heutige Athen und einer Vorstellung des alten Athens.
Das Helmholtz-Projekt
bezieht sich auf Hermann von Helmholtz und sein Werk „Tonempfindungen“ (1862). Helmholtz beschreibt die abendländische Tonskala als Folge von einfachen Frequenz-Proportionen. Die große Terz ist zum Beispiel 5/4 und die kleine Terz 6/5. Helmholtz ging davon aus, dass sich diese Basis der abendländischen Musik weiterentwickeln kann und weiter entwickeln muss, wenn sie nicht verloren gehen will.
Helmholtz wollte nicht nur wissen warum Musik funktioniert, sondern wie sie in der Geschichte und in den verschiedenen Kulturen grundiert ist, war und vielleicht sein wird.
Der Computer
ist in der experimentellen Musik (in unserem Projekt) unersetzbar. Wir arbeiten mit allen mathematischen Skalen z.B. auch mit der Eulerzahl als Basis. Solche Tonfolgen - hier 220 mal e hoch n/12 - sind vom Musiker akustischer Instrumente nicht spielbar. Die Eulerskala entspricht im klassischen Musikverständnis ungefähr einer Dreiviertelton-Skala. Es geht darum, mathematische Formeln, Reihen und Formen als Klang-Prozesse hörbar zu machen. Mathematik wird hier als Sprache der Natur verstanden - wie im klassischen Griechenland.
Der Autor wandert durch die Stadt
- durch die Austellung, durch die Klangfelder - gibt kleine Korrekturen an die Spieler des Klanges, Anweisungen über ein Sende-Mikrofon. Die Achtkanal-Musik-Anlage im MFA bespielt den gesamten Raum. Die lebendigen Klangfelder können nur durch das Wandern im Raum erfahren werden.
Die Spieler
in „son et lumière“ sind: Veronica Hoffmann, Martin Siegler, Peter Dietz, Dieter Trüstedt, Sebastian Loh und Diether Sommer. Alle verwenden den Laptop als Musikinstrument. Jeder Spieler entwirft eine der sechs Kompositionen, die von den anderen Spielern realisiert werden.
Die Farblicht-Live-Installation
wird bespielt von Brigitte Spielmann-Sommer & Diether Sommer. Sie verwendet ausgewählte Skulpturen des MFA (Museum für Abgüsse klassischer Bildwerke) als Projektionsfläche, d.h. nur die Figuren werden bespielt, nicht die Umgebung. Diese Installation ist im vorderen, linken Teil der vorhandenen Ausstellung und läuft parallel zu den Klangfeldern.
Die aktuelle Ausstellung im MFA,
die Klangfelder des Helmholtz-Projektes, die Farblicht-Installation, das Wandern des Publikums, die (leisen, Klangbild bezogenen) Anweisungen des jeweiligen Autors und die Ausleuchtungen der Architektur bilden ein Gesamtkunstwerk.

Die Gesamtdauer beträgt 48 min - plus einer kurzen Einführung.
Wir werden die Arbeit im Anschluss mit dem Publikum besprechen.


Schwebender Sinus im Rauschfeld einer Klangkugel / Pure-Data-Grafik / Dieter Trüstedt / 2015

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